auf Lesetour

aktuell bin ich mit Jazzikone Wolfgang Lackerschmid (www.lackerschmid.de) auf Lesetour. Zur Zeit beackern wir zwei Wochen lang Niedersachsen. Im Anschluß gehts ins Saarland.
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Portrait in der Süddeutschen Zeitung

Bildschirmfoto 2016-09-26 um 08.52.48In Rollen reindenken - Köpfen mit Köpfchen - Süddeutsche.de
8. September 2015, 18:56 In Rollen reindenken
Köpfen mit Köpfchen
Thomas Darchinger ist einer der Lieblingsbösewichte im deutschen Film - jetzt spielt er den Schichtl
Von Thomas Becker
Noch geht's nicht auf beim Schichtl. Bevor in der Schaustellerstraße 54 bald wieder die Köpfe rollen, haben auf der Theresienwiese noch die Bauarbeiter das Sagen und nicht der wortgewaltige Schichtl alias Manfred Schauer. Und der, der nun den Leonhard Schichtl auf die Volkstheaterbühne bringt, sitzt tiefenentspannt ein paar Meter weiter bei einem kühlen Augustiner und erzählt von seiner ersten prägenden Bühnenerfahrung - im Schultheater. In "Polly oder Die Bataille am Bluewater Creek", einer Persiflage auf die "Dreigroschenoper", spielte Thomas Darchinger einen Piraten, der am Schluss geköpft und dessen Kopf über die Bühne getragen wird. Wenn er am Mittwoch im Theater Gut Nederling am Westfriedhof Premiere mit dem Stück "Auf geht's beim Schichtl" feiert, schließt sich da sozusagen der Kreis der
verlorenen Köpfe.
Darchinger, Jahrgang 1963, geboren in Neuburg an der Donau, aufgewachsen in Herrsching, hat in Film und Fernsehen schon so oft den Mörder gegeben, dass man ihn als den Lieblingsbösewicht des deutschen Films bezeichnen könnte. "Ich bin wahrscheinlich im Leben zu nett - und deswegen der ideale Bösewicht, weil man mir den bad guy nicht gleich ansieht", mutmaßt er mit verschmitztem Lächeln über dem grau melierten Zwölf-Tage-Bart. Aber im Ernst: Wie kommt es, dass er meist als finsterer Geselle besetzt wird? Nun wird dieser so fröhlich wirkende Mensch wirklich ernst: "Mir sind gewisse Abgründe durchaus vertraut. Das hat mit meiner Kindheit zu tun. Die war schon eher düster. Ich kann in die Tiefen der Seelen hineinschauen und mir solche Bedürfnisse, die nicht für jeden verständlich sind, zugänglich machen." Zwei Therapien hat er gemacht, um damit umgehen zu können, was in der Kindheit passiert ist, mehr sagt er nicht dazu. Nur noch so viel: "Raus aus der Leidenspassivität, rein in den aktiven Umgang damit - auch ein guter Schritt, um ein noch besserer Schauspieler zu werden." Dabei ist er schon ein guter.
In mehr als 130 Filmen hat Darchinger in den vergangenen 25 Jahren gespielt, internationale Produktionen an der Seite von Jean Reno, Melanie Laurent und Tom Schilling, aber auch "Tatort", "Polizeiruf 110", "Rosenheim Cops" und "München 7",
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dazu zig Synchronsprecher-Jobs. 1992 gab es gleich mal den Grimme-Preis, mit den Kollegen von der "Löwengrube", wo er den Maxi Grandauer spielte. Regisseur Rainer Wolffhardt hatte ihn beim Pathos Transport Theater entdeckt, wo Darchinger sechs Jahre lang spielte, mit "d-formation" eine eigene Gruppe gründete und selbst Stücke schrieb. "Da habe ich viel von meinen dunklen Seiten kreativ umgesetzt, zum Beispiel in ,Amokläufe', ein regelrechtes Weltuntergangs-Stück."
Nach dem Abi jobbte er vier Monate als Schlafwagenschaffner, um Geld für einen Amerika-Trip zu sparen. Er wusste, dass er keinen ordentlichen Beruf ergreifen und auf keine Schule mehr gehen würde - sehr zur Freude seiner Mutter: "Sie hat es gehasst, dass ich Schauspieler werden wollte und gesagt: ,Auf dich werden's gewartet haben' - ein Satz, der mich lange verfolgt hat." Er sah sich als Außenseiter, hat Jahre gebraucht, bis er sich in der Branche dazugehörig fühlte. "Ich dachte immer: ,Die brauchen mich eh nicht'. Die Mitgliedschaft in der Deutschen Filmakademie hat mich da stark verändert. Ich wusste gar nicht, dass ich so geschätzt bin." Regisseur Edward Berger ("Mutter muss weg", "Jack") sagt über ihn: "Ein gewissenhafter Arbeiter. Einer, der macht und tut, um eine Wahrheit hinter der Rolle herauszufinden. Er könnte nicht vor die Kamera treten, ohne zu wissen, was er da tut." Und Kollege Anno Saul ("Kebab Connection", "Wo ist Fred?") sagt: "Ich arbeite mit ihm seit 2001, und er ist jedes Mal extrem gut vorbereitet, wahnsinnig freundlich am Set, sehr konzentriert und vor allem uneitel. Der geht in die Tiefe, hört zu - eine coole Sau. Einer von den Schauspielern, die man unbedingt braucht, damit man die anderen ertragen kann."
Ein entscheidender Mann bei Darchingers Karrierestart war Reinhard Hauff. Er besetzte den vom Theater gekommenen Eleven in einer Romanverfilmung von Sigi Sommer: "Mit den Clowns kamen die Tränen". Darchinger spielte einen als Clown verkleideten Terroristen, der mit dem Maschinengewehr in eine Zirkusvorstellung marschiert, Leute entführt und erschießt - kein Wunder, dass niemand in ihm den jugendlichen Liebhaber sah. 2010 spielte er Heinrich Himmler in "Die Kinder von Paris", arbeitete sich monatelang in die Rolle ein - und hatte danach ein Problem: "Nach dem letzten Drehtag hatte ich eine Woche lang Alpträume. Weil alles, was mit Himmler zusammenhängt, das pure Grauen ist. Nach der Arbeit brach alles aus."
Typisch Darchinger: voll im Tunnel, alles tun für die Rolle. Aber gejammert wird nicht: "Diese internationalen Produktionen sind ein Geschenk. 36 Millionen Euro Etat, 76 Drehtage - dagegen wirken deutsche Teams wie Making-of-Teams", sagt er und erzählt vom "funktionalen Druck" bei solchen Produktionen: Dreh in Ungarn, in der Steppe, im Februar, kurze Tage. Darchinger hat nur fünf Sätze, doch hinter ihm zieht ein Flüchtlingstreck mit 600 Komparsen und einem darüber fliegenden Flugzeug durchs Bild: "Das dauerte eineinhalb Stunden, bis die wieder auf Position waren. Da
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werden so ein paar Sätze ganz schön schwierig . . ." Für solche Situationen hat er sich innere Gelassenheit antrainiert und gelernt, sich auf seine Instinkte zu verlassen: "Mittlerweile weiß ich, dass in mir drin alles steckt. Dass ich darauf vertrauen kann, dass es dann schon kommt, wenn es gefragt wird. Das bringt auch das Älterwerden mit sich: dass man lernt, sich mehr zu vertrauen. Ein Beckenbauer hatte das wahrscheinlich schon immer. Ich war geprägt von Angst, musste die immer überwinden oder zumindest etwas mit ihr anstellen." Darchinger, der Zweifler.
Seine Wunschrolle? George Clooneys Film "The Descendants" fällt ihm ein. "Der Protagonist muss mit den Dingen zurechtkommen, kann sie nicht hinbiegen. So was interessiert mich: dieser Schwebezustand, die Suche nach dem Glück in der eigentlichen Unmöglichkeit."
Jetzt also der Schichtl. Wie passt der da rein? Als Regisseur Winfried Frey anfragt, muss er den Protagonisten nicht lange zum Bühnen-Comeback nach mehr als zwölf Jahren überreden: "Das ist keine schlichte Umpfta-umpfta-Tür-auf-Tür-zu-Komödie, sondern ein modernes Volkstheaterstück", sagt Darchinger. Er gibt den "scharfen Leo", den Messerwerfer und Schausteller-Chef Leonhard Schichtl, der einen Konkurrenzkampf mit der Schaustellerin Balbina Freudhäuser, der Teufelin, ausfechten muss. Rollen Köpfe? Wird nicht verraten. Manfred Schauer, der aktuelle Schichtl-Chef, wird sicher vorbeischauen und erwartet einen Gegenbesuch, sagt Darchinger: "Er hat gesagt, ich soll auf der Wiesn mal vorbeikommen - er will mich unbedingt köpfen."
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Interview für "European Laissez Faire"

Das e.l.f. ★ Europa-Interview mit dem Schauspieler Thomas Darchinger - LUPACO Munich
Thomas Darchinger ist Schauspieler, Synchronsprecher und oft auf Lesungen unterwegs. Er lebt am Starnberger See und ist bekennender Europa-Fan. Wir haben ihm einige Fragen zum Thema Europa gestellt ...
Wo bist Du geboren?
Neuburg an der Donau. Fließt ins Schwarze Meer. Durch einige Länder hindurch. Das hat mir als Kind schon immer gefallen.
Wo wohnst Du heute?
Starnberger See. Ums Eck von da, wo ich aufgewachsen bin. Am Ammersee war das. Zurück in der Heimat, ansatzweise zumindest. Heimat in dem Sinn irgendwo total sicher verankert zu sein, hab ich aber eher nicht. Ich möchte mich überall wohl fühlen können. Dafür muß man natürlich auch was tun. Sich für Neues öffnen. Neugierig sein. Fremdes spannend finden wollen und nicht in erster Linie bedrohlich. Alles Eigenschaften, die ich für meinen Beruf eh brauche. Kann ich aber jedem empfehlen.
Bist Du gerne Europäer / lebst Du gerne in Europa?
Unbedingt. Ich bin auch ausgesprochen froh, dass die europäischen Länder ihre Eigenständigkeit haben, dass wir in völliger Freiwilligkeit vereint sind. Und nicht etwa als Ergebnis einer Annexion. Das ist das entscheidende Plus. Ein Plus das wir uns erhalten müssen. Die Idee der Freude aufeinander, der Lust darauf, gemeinsam zu sein. Auch weil uns die Geschichte gelehrt hat, dass es dazu eine Notwendigkeit gibt. Europa ist ein faszinierender Kontinent mit so vielen tollen Facetten, die wir auf keinen Fall per Vereinheitlichungs-Bürokratismus glatt schleifen sollten.
Warum?
Allein schon die Sprachen sind wunderschön. Das Essen. Die Gewohnheiten/Sitten. Wenn ich einen Engländer nehme mit seiner Kultur und daneben einen Süd-Italiener stelle: Faszinierend!
Was hebt Europa von den anderen Kontinenten ab?
Da wäre ich jetzt ganz vorsichtig. Wie gesagt: Der Schlüssel liegt in der Offenheit. Also für mich ist Europa jetzt auch kein Bollwerk gegen den Rest der Welt. Nicht besser, spannender als anderswo. Es ist wie es ist und es ist der Herzschlag unserer eigenen Kultur. Das wird für einen Malaien oder einen Kenianer zu Recht völlig anders sein. Ich bin kein Freund davon, unser Wertesystem über das anderer Kulturen zu stellen. Insofern klingt mir das Wort “abheben” einfach zu sehr nach “über” den anderen stehen. Das möchte ich unbedingt verneinen. Ich glaube wir urteilen viel zu viel und wissen viel zu wenig. Ich bin zu 100% sicher, dass wir von jeder Lebensweise - egal wie fremd sie uns auf den ersten Blick erscheinen mag - etwas lernen können. Wer dazu nein sagt, hat einfach nicht genau genug geschaut. Aber was ich an Europa tatsächlich sehr schätze, ist der Gedanke der friedlichen Gemeinschaft, der Offenheit, des Miteinanders. Ein hohes Ideal. Natürlich sind wir in der Realität oft zu weit davon entfernt. Wir müssen uns da Zeit geben, aber das Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Wie würdest Du europäisches Lebensgefühl beschreiben?


Morgens einen Espresso trinken, mittags Fines de Claires zu einem Glas grünen Veltliner aus Niederösterreich schlürfen, dazwischen sehr fleißig arbeiten und La Brass Banda hören und am Abend einen finnischen Film anschauen und dazu englische Chips knabbern und das für einen völlig normalen Tag halten.
Was sind für die Dich die besonderen europäischen Werte?
Ich denke, das Besonderste ist der Wunsch nach einem dauerhaften friedlichen Miteinander, nachdem wir uns viel zu oft auf grausamste Weise gegeneinander die Köpfe eingeschlagen hatten. Die Überzeugung, dass es zum Miteinander, zum aufeinander Zugehen keine guten Alternativen gibt. Dass es nichts besseres gibt, als die Neugierde auf- und die Freude an-einander.
Dein Lieblingsort in Europa?
Verrate ich nicht
Deine Lieblingspersönlichkeit aus Europa?
Na klar, “die” Europa aus der griechischen Mythologie.
Dein Lieblings-Essen?
Ich schwöre zur Zeit auf die neue europäische Küche. Zutaten von nachhaltig arbeitenden Erzeugern, mit purem Geschmack, der Kraft und Eigenart der Region. Sehr sanft gegart. Eine frische Gaumenfreude.
AKTUELLES:
“Der Totenmaler”, TV Film, Neue Bioskop Film für das ZDF. Regie Christian Theede. Dreh Oktober/November.
“Hammer & Sichl - (mehrere Folgen)”, TV Serie, entertainment factory für die ARD. Regie diverse. Dreh August/September.
“Ich und Du und die Anderen", Serie, Hometown Pictures für das www, Regie diverse. Dreh Dezember- März.
“München 7 - Unter der Hand”, TV Serie, Akzente Film für die ARD. Regie Franz X. Bogner. Dreh abgeschlossen.
“Soko 5113 - Der stumme Diener”, TV Serie. UfaFiction für das ZDF. Regie Till Müller-Edenborn. Dreh abgeschlossen.
"Tatort - Frohe Ostern, Falke", TV Reihe, CineCentrumBerlin für die ARD, Regie Thomas Stiller. Dreh abgeschlossen.
“Hubert & Staller - Schlaflos in Wolfratshausen", TV Serie, entertainment factory für die ARD. Regie Verena Freytag. Dreh abgeschlossen.
“Soko Kitzbühel - Vintage Love”, TV Serie, beo film für das ZDF. Regie Gerald Liegel. Dreh abgeschlossen.
“Agnieszka”, Kino, Kordes & Kordes Film. Regie Tomasz Rudzik. Weltpremiere im Wettbewerb des internationalen Filmfest Warschau. Deutschland-Premiere im Wettbewerb der Filmtage Hof.
Alle Ausstrahlungstermine finden Sie hier bei TVToday.de
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Name: Thomas Darchinger Alter: 51 Jahre Beruf: Schauspieler Info: http://www.thomasdarchinger.de
Weiteres:
Mitglied der deutschen Filmakademie
Facebook:
Thomas.Darchinger.fansite

Interview für das Magazin "Bayerische Kultserien"

Interview mit Thomas Darchinger. 30. Januar 2015
B K: Wenn man sich die Liste der Produktionen, in denen Sie mitgespielt haben ansieht, dann ist die länger als bei Kollegen, die viel älter sind als Sie. Nebenbei machen Sie noch Lesungen und andere Projekte (Synchronsprecher). Sind Sie ein Workaholic?

T D: (grinst) Ich hatte Ende November meinen letzten Drehtag für das Jahr 2014 und habe gleich zwei Tage später völlig panisch meine Agentur angerufen und gesagt: „Hilfe, ich habe die nächsten drei Wochen keinen Dreh!“. Da kam als Antwort nur: „Beruhig dich. Du hattest soviel Arbeit in diesem Jahr und kannst dich jetzt mal entspannen.“ Scheinbar fällt mir das wirklich schwer. Das hat aber sicherlich auch damit zu tun, dass beim Beruf des Schauspielers immer eine Angst impliziert ist, dass es nicht mehr weitergeht und es mal abreißt. Gerade im Winter gibt es ja meistens ein Loch. Dann hat man manchmal das Gefühl: „Hoffentlich ist nächstes Jahr nicht tote Hose!“ Deswegen spielen viele Kollegen ja im Winter Theater. Das wird für mich auch eine Option für die Zukunft.
Grundsätzlich kann ich schon sagen, dass ich extrem gerne arbeite. Das Schlimmste an dem Beruf ist, ihn nicht ausüben zu dürfen. Da können laut Statistik rund 80% der Kolleginnen und Kollegen ein Lied davon singen, die nicht von diesem Beruf leben können. Ich klopfe jedes Jahr wieder dreimal auf Holz, dass ich nicht dazu gehöre. Es ist ein Risikoberuf. Das macht aber auch den Reiz aus. Im Risiko liegt schließlich das Abenteuer, das wir alle suchen.
Aber ich habe zwei Kinder, muß auch vernünftige Entscheidungen treffen. Kann nicht alles ablehnen, was mir nicht zu 100% gefällt. Ich bin ja eh auch relativ breit aufgestellt. Ich kann ja auch hochdeutsch. Ich hatte zwar dieses Jahr fünf oder sechs Produktionen für den BR, war aber z.B. auch in Berlin oder in Hamburg für den Tatort. Synchronsprechen geht ja auch nur auf hochdeutsch, Für mich finde ich meine Mischung ganz stimmig, aber es hat auch Nachteile. Von manchen bayerischen Regisseur werde ich dafür nicht als echter Bayer wahrgenommen.
Man wird ja immer wieder in Schubladen gesteckt. Der Bayer, der nicht-Bayer, der Charakter-Darsteller, die Visage, der Schönling. Ganz schlaue Kollegen stecken sich selber rein. Wie James Dean, George Clooney usw. Die haben sich ein Image kreiert, das auch noch gut zu ihnen gepasst hat. Beneidenswerte Klarheit und Zielstrebigkeit. Ich hab nie meine Karriere geplant. Das hat den Effekt, dass man immer hin und her geschleudert wird. Mal spielt man den Typus, dann wieder einen ganz anderen. Für mich ist das aber auch genau das Spannende. Die Abwechslung.

B K: Welche Arbeit macht Ihnen denn am meisten Spaß?
T D: Ich hab letztes Jahr einen Tatort in Hamburg gemacht. Großartiger Regisseur, der sehr genau weiß was er will, aber auch seinen Schauspielern Platz zur Entfaltung läßt. Tolles Buch, tolle Kollegen. Und dann ist etwas passiert, was wirklich wunderbar wahr. Egal wie profiliert jeder einzelne war, JEDER hat sich ohne Eitelkeit und Schutzhülle auf die Suche begeben. Wir haben gemeinsam “die Hosen runter gelassen” und jeder hat sich getraut, seine Unsicherheit in dem Moment zuzulassen. Wenn Du bereit bist, den Schutzpanzer abzuwerfen und du dich nicht auf dem bisher Erreichten ausruhst und das dann auch noch als Kollektiv, ja meine Herren, ist das eine Freude!

B K: Welche Rolle hat die ,Löwengrube" in Ihrer Fernsehkarriere gespielt?

T D: Ich habe davor mal mit dem Reinhard Hauff eine Simmel-Verfilmung gemacht. Der Regisseur der „Löwengrube“, Rainer Wolfhardt hat mich im Theater gesehen und hat mich und den Thomas Huber zu einem Casting für zwei verschiedene Rollen eingeladen. Ich hatte dann das Glück den Maxi Grandauer spielen zu dürfen. Wobei mir das Glück damals gar nicht bewusst war. (lacht) Heute weiß ich natürlich, dass das Kult und eine der besten Serien ist, die in Deutschland gemacht wurden. Und ich werde tatsächlich immer noch auf der Straße darauf angesprochen.
B K: Hatten Sie sich davor mit den Grandauers beschäftigt?

T D: Ich bin zu der Geschichte wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Ich war am Theater mit meinem 7-Tage Rhythmus beschäftigt und habe außerhalb davon wenig mitbekommen. Das Medium Film war mir auch nicht vertraut und ich hatte auch ein wenig Schiss vor der ganzen Sache. Dann waren da ja auch Kollegen dabei, die schon sehr etabliert waren. Da gab es schon mehrere „Platzhirsche“ am Set (lacht) und ich war dagegen ein eher kleines Licht.
Rainer Wolffhardt hat mich danach auch noch oft besetzt und ich mochte es immer sehr, mit ihm zu arbeiten. Allein deswegen war die „Löwengrube“ für mich ein toller und markanter Punkt in meiner Laufbahn. Im Nachhinein kann ich vielleicht sagen, den Fehler gemacht zu haben, nach der Löwengrube wieder zurück ans Theater gegangen zu sein und den Bekanntheitsgrad nicht ausgenutzt zu haben. Bis ich dann nach einigen Jahren bemerkt habe, dass die Art, wie im Fernsehen und im Kino Geschichten erzählt werden, meine Welt ist. Theater hatte ich da für mich ein Stück weit ausgereizt. Aber da war der positive Schub, den mir die „Löwengrube“ gegeben hatte schon verflogen und ich mußte viel Geduld haben, bis es bei mir richtig gut lief.
B K: In dieser Serie, die ja bis heute einen großen Kultstatus besitzt, war ja das Who is Who der bayerischen Schauspieler beteiligt. An wen haben Sie besondere Erinnerungen?
T D: Ich habe viel von denen gelernt, aber ich hatte auch großen Respekt. (überlegt) Am meisten bewundert habe ich eigentlich das, was der Erich Hallhuber und der Jörg Hube gemacht haben. Und der Michael Lerchenberg als mein Onkel Kurt, herrlich! Die Franziska Stömmer… Insgesamt eine tolle Palette an Schauspielern, bei der ich stolz bin, dabei gewesen zu sein.

B K: Im Vergleich zu heute andere Kaliber?

T D: Schauen Sie, die Sender, die Programme, die Schauspieler sind heutzutage allgemein einfach deutlich mehr geworden. Man nimmt einzelne Personen nicht mehr so stark wahr wie früher. Deswegen entsteht da nicht mehr so schnell ein Kultstatus. Es gibt heute sicher auch eine ganze Reihe an sehr interessanten deutschen Schauspielern.
B K: Stört es Sie, dass man meistens den Bösewicht mit Ihnen assoziiert?
T D: Tatsächlich habe ich schon öfter den Mörder oder ähnliches gespielt, aber stören tut mich das nicht. In Krimis ist das ja oft eher die spannendere Figur. Bei „Hubert und Staller“ habe ich letztes Jahr z.B. auch einen Täter gespielt, von der die Redaktion meinte, es wäre eine der besten Folgen dieser Serie gewesen. Die kommt Anfang März und ich bin gespannt ob die Zuschauer es auch so sehen. (lacht) Trotzdem finde ich natürlich auch positive Figuren sehr toll. Es wird ja oft behauptet, das wären keine reizvollen Figuren, aber das halte ich für Blödsinn. Auch hier kann man viele verschiedene Facetten spielen. Leider wird das manchmal eher langweilig gespielt, weil es aber auch so inszeniert wird. Filme, in denen viele gute Menschen vorkommen, bedienen ja oft Klischees. Fragen Sie mich nicht, warum. Klischees zu spielen ist aber so oder so nicht der Grund, warum ich mir diesen Beruf ausgesucht habe.
In einem großen französischen Kinofilm habe ich allerdings mit Heinrich Himmler eine extrem negative Figur gespielt. Ich habe natürlich trotzdem versucht, mich ihr so gut wie möglich zu nähern. Nur dann ist der Beruf reizvoll und aufregend und nur dann werde ich auch meiner Aufgabe gerecht. Aber nach dem letzten Drehtag hatte ich tatsächlich Albträume. In Krimis ist es ja manchmal so, dass der Mörder auch gewisse Sympathiewerte hat. Bei der Figur Himmler konnte man das so sicher nicht darstellen. Diesen aber trotzdem als Menschen und nicht eindimensional als Dämon zu zeigen, fand ich sehr spannend. Weil ich auch glaube, dass man als Zuschauer dann auch mehr davon hat.


B K: Welche Art Rolle spielen Sie am liebsten?
T D: Für mich ist eine Rolle immer dann interessant, wenn ich nicht dazu angehalten werde, etwas zu wiederholen, was es schon 1000 Mal gegeben hat. Noch dazu oft als Erfindung von Film und Fernsehen. Es gibt ja Charaktere im Fernsehen, die bestehen nicht aus Charakterzügen mit all ihrer Widersprüchlichkeit, sondern nur als Erfindung, mit der man es sich sehr einfach gemacht hat. Ein Abziehbild. Spannend wird es, wenn es auch ein kleines Forschungsprojekt in Sachen Mensch sein darf. Das liegt aber immer auch an einem selber, wie weit man bereit ist zu suchen und dafür auch einzustehen, was dabei herauskommt. Aber ein gutes Buch kann nicht schaden, und ein Regisseur, der auch mehr will, als bloß nichts falsch zu machen.
Gut forschen und gut unterhalten, das ist das Ziel. Dann macht es Spaß, dann kommt hoffentlich ein Film heraus, den ich mir selber gerne anschauen würde. Als Zuschauer will ich nämlich in erster Linie gut unterhalten werden. Ich denke da wie Jean Luc Godard, der meinte “ich sehe lieber einen schlechten amerikanischen Film als einen schlechten Norwegischen”.

B K: Sie sind nicht nur in bayerischen Produktionen zu sehen sondern sogar international. Ist ihnen das wichtig?
T D: Letztendlich ist das ja nichts, was man steuern kann. Zumindest habe ich nicht das Gefühl ich könnte das. Wenn das glücklicherweise in einer Laufbahn auf einen immer Mal wieder zukommt, dann nimmt man es mit. Ich durfte unter anderem in einem kanadischen Kinofilm mit einer großen internationalen Besetzung mitspielen. Da bin ich schon dankbar, wenn ich dabei sein darf. Aber planen kann ich das nicht. Ich laufe jetzt auch nicht mit einer Plakatwand durch die Gegend, wo draufsteht: "Ich kann so was spielen, bitte besetzt mich!".


B K: Trotzdem denkt man bei Ihrem Namen sofort auch an bayerische Serien und Filme. Stört Sie das?
T D: Nein.
B K: Wie Heimatverbunden sind Sie?
T D: Sehr. Aber nicht in dem Sinn, dass ich Traditionen unreflektiert übernehme. Ich glaube, ich mußte erstmal alle Traditionen ablehnen, raus in die Welt, um sie wieder schätzen zu lernen. Ich lebe extrem gerne hier und genieße es, ich liebe lebendige Traditionen. Und da meine ich nicht nur den Tanz um den Maibaum oder eine Bettlhochzeit, sondern auch, dass man in meiner Heimat traditionell eine sehr gesunde Gelassenheit hat, und im Allgemeinen auch eine große Friedfertigkeit.
B K: Jetzt sind Sie ja auch als großer FC Bayern-Fan bekannt und werden hierzu auch regelmäßig als Experte herangezogen ....
T D: Naja, das Wort “Experte” wird da nicht von mir benutzt. Wir als Fans sind ja da eher die “Gscheidhaferl”. Aber es stimmt, ich darf zu dem Thema Interviews geben, aber das würde ich nicht falsch einordnen. Da geht es dann doch eher um den Unterhaltungswert und nicht so sehr um den Gehalt meiner Aussagen.
B K: Wäre aus Ihnen auch ein guter Fußballer geworden?
T D: Definitiv nein. Ich spiele manchmal beim FC Sternstunden. Da sind ehemalige Profis dabei. Also ich weiß: Nein.
B K: Wenn Sie die Rolle in einer bayerischen Kultserie hätten spielen können, welche wäre das gewesen?
T D: Der Franz Xaver Bogner hätte mir eine Rolle in “Irgendwie und Sowieso” schreiben sollen!

http://bayerische-kultserien.de/Interviews/InterviewDarchinger.html

Interview für die Zeitschrift cosmia

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